Hier ist vielleicht was los. Am frühen Donnerstagabend sind wir angekommen. Bereits morgens um 9:30 sind wir im Camp abgefahren. Anvisiert war eine ungefähre Fahrtzeit von Bangalore nach Mysore von 3 Stunden. Wir Freiwilligen wurden in unterschiedliche Autos aufgeteilt. Der Teil der direkt in Mysore sein Projekt hat, durfte in einer Art Mercedes Sprinter Platz nehmen (hier heißen diese Vorgänger des Sprinters Force Traveller) und wir anderen, die ihr Projekt weiter außerhalb haben, durften in einem Chevy SUV Platz nehmen. Das Gepäck wurde ganz nach indischer Manier auf dem Dach mit einer Plane und ein bisschen Band verstaut. Handgepäck durften wir sogar mit in den Wagen nehmen. So und wenn ihr jetzt glaubt, dass der Bus und der SUV sich auf getrennten Wegen zu unseren Projekten gemacht haben, dann liegt ihr völlig falsch. Erstmal sind wir alle gemeinsam in Richtung Mysore gefahren. Das ganze war in unserem klimatisierten Auto relativ unspektakulär. In Mysore haben wir dann an einem Hotel halt gemacht um noch einmal gemeinsam Mittag zu essen. Das Restaurant wirkte gehoben und es war sehr sauber. Zu Essen gab es typisch indische Speisen und leckeren frisch gepressten Fruchtsaft.

Nach dem Essen haben wir uns dann mit beiden Autos auf den Weg gemacht und haben nacheinander alle Freiwilligen weggebracht. Es war zum einen schön, dass man sich noch verabschieden konnte, jedoch dauerte es bei jedem eine gewisse Zeit. Und wir, die ihr Projekt außerhalb hatten, waren als letzte an der Reihe. Höhepunkt war das Haus der Gastfamilie von Sandra und Johanna. Wir sind in eine gated community mit eigenem Wächter am Eingang eingefahren. Das Haus war schon von außen extravagant. Sandras und Johannes Gastmutter hat uns sichtlich erfreut darüber, dass wir ihr Haus so klasse finden,  eingeladen ins Innere einzutreten. So beinhaltet das Wohnzimmer einen eigenen Wasserfall, alle Räume sind dank einer Art Räucherstäbchen von einem angenehmen Geruch umgeben. Das Zimmer von Johanna und Sandra beinhaltet ein eigenes Bad und Balkon auf dem Dach. Echt luxuriös.

Nach diesem Erlebnis folgte die nächste indische Challenge. Auf der Weiterfahrt zu Georgs Projekt gab der Fahrer des Busses unserem Fahrer ein kurzes Zeichen, dass er doch bitte kurz warten solle. Und nun folgt ein Lehrstück indischer Kultur. Kurz warten heißt auf indisch 2-3 Stunden. Wir saßen wirklich 2,5 Stunden in dem Auto und niemand von uns hatte eine Ahnung wo denn nun bitte alle hin sind. Die geilste Antwort kam von unserem Fahrer, der uns mitteilte, dass der Bus in 10 Minuten zurück sein werde. Wie gesagt die Inder sind sehr höflich und er hat sich einfach nicht getraut zu sagen, dass er keine Ahnung hat. Unser Halteplatz war übrigens die Krönung der ganzen Situation. Wir standen mitten in der Bushaltestelle an einer vielbefahrenden indischen Kreuzung, um uns herum nur Menschen, hunderte humpende Autos und zur allem Überfluss auch noch indischer Monsunregen. Als unsere beiden indischen Teamer dann endlich zurück kamen, sind wir kurz in Jubel ausgebrochen, wobei wir nach der Entschuldigung einfach nur sauer waren. Die Teamer haben uns warten lassen weil  sie meinten, es wäre zu langweilig für uns gewesen alle wegzubringen. Was bitte ist langweiliger als bei Regen in einem stickigen Auto 2,5 Stunden zu warten?

Danach ging es dann aber weiter und nachdem wir eine Teamerin Zuhause abgesetzt hatten, wurden Helmut und ich in unserem Projekt gebracht.

Wir wurden sofort vom Projektleiter begrüßt. Einige Kinder, die hier im Internat wohnen sind sofort angelaufen gekommen und haben uns ganz aufgeregt nach unserem Namen gefragt.

Wir wurden dann in Begleitung der Kinder zu unserem Zimmer gebracht. Unser Zimmer besteht aus einem großen Schlafraum mit 2 Betten, einem kleinen Handwaschbecken und in die Wand eingelassen Schränken. Direkt  an unser Zimmer grenzt unsere eigene Nasszelle. Sie besteht aus einer westlichen Toilette und einer westlichen Dusche. Wobei, sofern man die Dusche betätigt, das ganze Zimmer mit Wasser überflutet wird.

Strom haben wir für ein paar Stunden in den Abendstunden und am Morgen. Also genug Zeit um die Akkus unserer Netbooks zu laden. Während Power-Cuts steht uns Strom für Licht aus einer solargeladenen Batterie zur Verfügung.

Wir haben dann auch gleich angefangen uns einzurichten. Ein schönes Gefühl endlich nicht mehr aus dem Koffer zu leben. Allerdings haben wir erstmal eine Einkaufsliste geschrieben, was wir uns die nächsten Tage besorgen müssen. Ganz oben auf der Liste ist ein Moskitonetz, das wir in mehrere Teile zerschneiden und mit Panzerband vor die Fenster kleben. Denn es wimmelt hier nur so vor Moskitos. Unsere erste Aufgabe bestand dann hier auch erstmal im Aufhängen unserer Moskitonetze, die hier wirklich verdammt sinnvoll sind. Außerdem haben wir  uns überlegt, dass wir uns kleine Metallhaken besorgen, damit wir mal ein paar Sachen aufhängen können, denn es gibt hier so gut wie keine Möglichkeit etwas aufzuhängen.

Gestern Abend gab es dann das erste indische Dinner hier im Projekt.  Unsere Metallteller fürs Essen haben wir in der Küche abgeholt, haben diese dann am Spülbecken gereinigt und durften uns dann im Schneidersitz in den Essenraum setzen. Uns wurde dann der Reis,  die passende Soße und kleingeschnittene Tomaten an unseren Platz gebracht. Während des Essens wurden wir natürlich von den Kindern ausgequetscht, wie wir denn nun heißen und wie man dies richtig ausspricht.  Nach dem Essen haben wir die Metalteller dann wieder abgespült und sind zurück zu unserem Zimmer. Nach einer erfrischenden Dusche wollten wir eigentlich noch einen Film gucken, sind dann aber völlig erschöpft schlafen gegangen.

Am nächsten Tag war dann Erkundung des Projekts angesagt. Es wurden uns die unterschiedlichen Outdoor-Klassenräume vorgestellt. Zusätzlich gibt es hier ein Office, eine Library, ein Auditorium und einen Computerraum. Außerdem wurde uns das Sportgelände und der Garten vorgestellt. Zu unserem Fuhrpark gehören ein Van, der die Kindern von außerhalb einsammelt, mehrere Fahrräder und 6 Kühe, die hier vor unserem Zimmer rumgrasen. Während des Frühstücks haben uns die Kinder belagert und wollten wissen ob wir denn auch Volleyball und Völkerball kennen.

Also unsere Vorgänger haben ganze Arbeit geleistet, die Kinder können nicht nur ne Menge Spiele sondern können auch ein paar Brocken Deutsch. So wurden wir mit Guten Morgen begrüßt oder gefragt ob wir noch Wasser wollen. Natürlich haben wir nicht sofort verstanden was los ist, wer kann denn auch ahnen, dass indische Kinder ein paar Wörter deutsch sprechen.

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2 Kommentare

  1. Marion Dasy @ 2010-08-26 16:38

    Hallo Patrick! Das ist aber interessant, deine Berichte zu lesen. Vielen Dank, dass ich dadurch an deinem besonderen Jahr Anteil nehmen kann. (Hab den Hinweis natürlich von Andy, der seit gestern wieder in Budapest ist!!) Liebe Grüße, Marion Dasy

  2. sabine vogt @ 2010-08-26 20:02

    Hallo Patrick
    Es ist schön durch Deine Berichte an der Lebensart in einem anderen Land teilnehmen zu können. Ich bewundere Deinen Mut für ein Jahr in Indien zu leben. Freue mich auf viele interessante Bericht.
    Viele liebe Grüße an Dich von unserer gesamten Familie.
    Bis bald Sabine