Erste volle Arbeitswoche im Projekt und schon fast seit einen Monat unterwegs.

Letzes Wochenende waren wir mit fast allen Freiwilligen aus Mysore unterwegs und haben die Chamundi Hills besucht. Für Helmut und mich bedeutet dies, trotz unseres freien Tages, früh aufzustehen. Wir brauchen bis zu einer Stunde bis wir in Mysore ankommen. Das Problem ist, dass wir keine Busfahrpläne haben und erstmal rausfinden müssen wann genau die Busse hier losfahren. Einer ist uns dann auch genau vor der Nase weggefahren und so hieß es warten. Wir warten meist genauso lange an der Bushaltestelle wie die gesamte Fahrt dauert. Endstation ist dann auch immer unser Treffpunkt, der City-Bus-Stand. Dort trafen wir auf die anderen Freiwilligen und sind dann gemeinsam Richtung Chamundi Hills aufgebrochen. Auf die Berge hinauf ging es in luxuriösen Volvo Bussen mit A/C und lauter indischer Musik. Zum Verständnis, wir sind normalerweise mit alten Bussen unterwegs, die von den Indern nur „World-War-buses“ genannt werden und in denen man jedes Schlagloch merkt.

Auf den Chamundi Hills bot sich uns ein herrlicher Ausblick über Mysore. Man konnte sich sein eigenes Bild von der Stadt machen. Versuche sich zu orientieren, wo genau das eigene Projekt liegt, scheiterten jedoch weil solche Orientierungshilfen wie z.B. die Sonne gänzlich fehlten. Man hatte von dort aber einen herrlichen Blick auf den Mysore Palace.  Das Gelände auf den Chamundi Hills beinhaltet auch eine riesige Tempelanlage, die den Indern als Pilgerstätte gilt. Dadurch war das ganze Areal total überlaufen. Wir wurden von vielen Indern angequatscht, woher wir denn kommen und wie unsere Namen sind. Natürlich musste ein Foto mit den Weißen gemacht werden. Und von unterschiedlichen Jugendgruppen wurden wir auch angequatscht, ich hab das ganze aber mehr mit Humor genommen. So eine große Gruppe voller Westler fällt halt total auf.

Nachdem wir alles besichtigt hatten, haben wir uns auf den Rückweg nach Mysore City gemacht, dabei sind wir die 1000 Stufen, die hinauf als Pilgerweg dienen, hinab gelaufen.

Als wir unten angekommen waren, standen wir auf einmal mitten auf einem 95. Guru-Geburtstag. Das haben wir uns natürlich nicht nehmen lassen und haben uns das Ganze auch noch schnell angeguckt. War aber weniger spektakulär. Insgesamt war ein riesiges Festzelt aufgebaut, indem alle gespannt darauf wartete, dass einige Auserwählte nach Vorne durften um mit dem Guru zu sprechen oder sich heilig sprechen zu lassen. So genau haben wir nicht verstanden was da ablief. Ich hab mich dann auch lieber weiter auf dem Gelände umgesehen und bin auf meine ersten indischen Elefanten gestoßen. Allerdings waren die angekettet und machten keinen erfreuten Eindruck.

Weiter ging es dann in ein indisches Restaurant mitten in Mysore City, wo wir für weniger als 1,50€ p.P. sehr gut gegessen und Kaffee und Tea getrunken haben. Essen ist in den richtigen Restaurants einfach wahnsinnig günstig. Gegen Abend haben wir uns dann nochmal ein Bier gegönnt. Dazu haben wir wieder die Kneipe aufgesucht, die Georg,  Nils und ich die Woche zuvor schon ausgekundschaftet hatte. Alles in allen ein sehr gelungenes Wochenende.

Ab Montag hieß es dann wieder Arbeit im Projekt und die letzte Woche war echt mit Arbeit vollgestopft. Ich geb euch mal einen kleinen Überblick was wir hier täglich so machen.

Sofern wir in der Küche benötigt werden, stehen wir um 6:30 Uhr auf und helfen in der Küche aus. Meistens ist dies der Fall wenn wir Chapatis oder andere Köstlichkeiten kneten, ausrollen und braten dürfen. Die Küchenarbeit endet meist gegen 9 Uhr.

Dann schnell frische Klamotten an und ab zum Morning Prayer um 9:30 Uhr. Dort wird dann die Hymne Karnatakas sowie die indische Nationalhymne gesungen. Anschließend wird die Anwesenheit überprüft.

Gegen 10 Uhr beginnt dann der erste Unterricht. Jeweils eine Stunde ist hier eine Unterrichtstunde und meistens unterrichten wir durch bis 1 Uhr. Danach gibt’s dann von 1 – 2 Uhr Mittagsessen und man hat ein wenig Zeit sich vom Vormittag zu erholen.

Ab 2 geht’s dann weiter bis 4:30 Uhr mit Unterrichten. Danach sind wir eigentlich geschafft, aber nun folgt der sportliche Teil. Die Kinder aus dem Internat wollen schließlich noch ausgepowert werden. Also geht’s ab 17 Uhr weiter mit Fußball, bis die Sonne untergeht. Und dies ist hier jeden Tag echt früh, so gegen 18:30 Uhr.

Danach folgt dann die Yoga-lesson. Wobei es eher eine Mischung aus Meditation, Gymnastik und wildes Rumgestrecke ist. Wir wurden von den Kindern natürlich erstmal beobachtet, wie tollpatschig wir uns denn anstellen. Aber es ist echt verrückt wie gelenkig die Kleinen sind.

Danach haben wir kurz Zeit für uns und gegen 20:30 Uhr heißt es dann Abendessen. Danach ist dann Feierabend. Aber nach einem solch anstrengenden Tag bleiben wir meist nicht lange auf.

Nebenbei haben wir noch als Aufgabe bekommen, den Gemüsegarten von Unkraut zu befreien sowie Spielfeld von der ungeliebten Pflanze „Touch me not“ zu befreien und eine Schaukel zu bauen.

Mehrere Baustellen gleichzeitig und man hat immer das Gefühl man kommt überhaupt nicht voran. Hinzu kommt auch noch, dass wir keinen festen Plan haben, wann wir unterrichten. Sondern dieser Plan wechselt täglich. So kann es vorkommen, dass wir morgens frei haben, aber dafür bis abends unterrichten. Manchmal sind die Tage aber auch komplett mit Unterricht belegt.  Planungssicherheit gleich null. Wir wissen halt nur, dass wir unsere einzelnen Klassen irgendwann die Woche wieder haben. Eine erfreuliche Meldung ist aber noch zu machen, so haben wir in der letzten Woche Nachwuchs erhalten. Am Donnerstagmorgen um 5 Uhr wurde mit viel TamTam ein neues Kalb geboren.

Ach und gearbeitet wird natürlich bis einschließlich Samstag. Unser Wochenende beschränkt somit auf 1 ½ Tage. Samstagsnachmittags fahren wir bislang immer nach Mysore City um Besorgungen zu machen. Obwohl man auch in dieser Stadt nicht wirklich voran kommt wenn man nur mal schnell was besorgen will. Ich freu mich schon auf den Tag, an dem man sich einfach durch die Stadt treiben lassen kann ohne irgendwas zu suchen.

Ja und der Sonntag ist nun erstmal reserviert für Treffen mit den anderen Freiwilligen. So sind wir dieses Wochenende auf einen Handy-crafts market gewesen auf dem unterschiedliche Händler aus allen Teilen des Landes ihre Erzeugnisse ausgestellt hatten. Sehr schön war dabei, dass es der letzte Tag der Ausstellung war und dementsprechend nicht mehr Überlaufen war und man endlich mal Zeit hatte entspannt durch die Gegend zu schlendern. Gegen Abend haben wir uns dann eine Pizza im Pizza Corner gegönnt und sind für ein Bier in einem europäisch angehauchten Restaurant eingekehrt.

Ein sehr schöner Abend, der uns leider dadurch vermiest wurde, das wir mal wieder eine Stunde auf unseren Bus gewartet haben. Wie gesagt es gibt keine Busfahrpläne und nur die Ticketverkäufer wissen genau wann welcher Bus fährt.

Allerdings plane ich das öffentliche Verkehrsnetz sowieso bald zu untergraben, ich bin nämlich grad dabei mir einen indischen Führerschein an Land zu ziehen. Dank Georgs Kontakte zu einer Werkstatt, könnte ich von dort dann auch einen Roller beziehen. Der Führerschein ist hier natürlich nicht so leicht zu bekommen sondern erstmal wieder mit bürokratischen Auflagen verbunden. So mussten, egal wie alt man ist, meine Eltern zustimmen, der ICDE zustimmen und ich benötige einen Nachweis meiner Adresse hier in Indien. Nebenbei natürlich wieder Kopien von Passport, Visa und Aufenthaltsgenehmigung. Und natürlich Passbilder.

Sobald ich alle Unterlagen zusammen habe, mache ich mich auf den Weg zum Road-Traffic Office um meine Learners Licence in Empfang zu nehmen. Mit dieser darf ich dann ein halbes Jahr auf indischen Straßen unterwegs sein und den wilden Verkehr hier kennenlernen. Nach einem halben Jahr folgt dann eine kleine Prüfung und danach bin ich in Besitz einen indischen Motorradführerscheins, der mit etwas Glück in Deutschland umgeschrieben werden kann.

Momentan lieg ich leider flach, weil sich an meinem Fuß ein paar Moskitostiche böse entzündet haben. Mein Fuß ist dadurch ein bisschen angeschwollen und ich verbringe den Tag im Bett. Hoffe die Situation verschlimmert sich nicht.

Heute war Georg das erste Mal zu Besuch um mit den Kids ein bisschen Fußball zu kicken, was er in seinem Projekt leider nicht so kann. Helmut und Georg sind nun auch auf dem Weg zur ersten Einheit der language class damit unsere Kannada-Kenntnisse deutlich verbessert werden. Aber wie gesagt ich liege leider flach.

Nebenbei bauen die Kinder gerade eine Hütte für das am Wochenende bevorstehende Ganesaha-Festival.

Mal sehen was die nächsten Tage noch auf uns zukommt.

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