Durch Zufall habe ich heute einen Artikel auf Spielgel-Online gefunden mit dem ich mich sehr gut identifizieren kann und den ich euch nicht vorenthalten möchte:
Es handelt sich bei dem Artikel um die Beschreibung eines Modellversuch das indische Schulwesen durch neue Lernmethoden zu revolutionieren.
Denn das Prinzip von Auswendiglernen und Nachplappern ist hier Gang und Gebe und läuft auch uns ständig über den Weg.
Selbst Sachverhalte zu Durchdenken fällt den Kindern unwahrscheinlich schwer. Gerne würden wir öfter alternativere Lernmethoden, wie die im Artikel angesproche Gruppenarbeit, in unseren Unterricht einbinden aber wir stoßen aufgrund der Sprachbarriere an unsere Grenzen.
Den Kindern ist es wichtiger unsere Aufmerksamkeit zu erhalten als sich auf die eigentliche Aufgabe zu konzentrieren, deshalb wird rumgeschrien was das Zeug hält, der Lernerfolg sinkt dabei gen Null.
Kinder zu schlagen würde uns und auch der Schule dennoch nie in den Sinn kommen. Es gibt andere Methoden den Kindern ihr Fehlverhalten vor Augen zu führen. So gibt es hier viele verschiedene „Punishments“. Von der Strafarbeit über Spiele- und Redeverbot bis hin zu Unterrichtsausschluss ist alles dabei. Jetzt wird sich jeder denken: kein Unterricht zu haben, ist doch spitze! Doch diese Kinder wollen lernen und fangen an sich tierisch zu langweilen wenn sie alleine aus der Klasse ausgeschloßen wurden und nicht mit ihren Klassenkameraden zusammen sein können. Es steht außer Frage, dass diese Form der Erziehung bei weitem besser ist als das Verteilen von Schlagstockhieben.
Leider musste auch ich feststellen, dass einige Kinder die Zahlen von 1 bis 10 nicht wirklich beherrschen. Also wurde ganz Vorne angefangen: Zahlen lernen. Danach übe ich jetzt mit einer Klasse Grundrechenarten.
Das Problem sind die enormen Leistungssprünge in den Klassen. Einige können Zahlen bis 1000 multipilizieren und dividieren während andere noch nicht mal meine Anweisung auf Englisch verstehen und lieber durch die Gegend rennen und mich ständig fragen: Brother, kill the mice? Dabei habe ich noch nicht eine Maus in Indien gesehen.
Durch den Artikel habe ich gemerkt wie fortschrittlich unsere private Schule hier eigentlich ist und sich dadurch von den Government-schools abhebt. Unser tägliche Aufgabe sehe ich deshalb darin, diesen Kindern ein umfassendes Wissen mit auf den Weg zu geben. Leider ist es mit der Allgemeinbildung in Indien nicht ganz so weit. Viele verlieren auf der Jagd nach Abschlüssen und Urkunden die Weitsicht und spezialisieren sich viel zu sehr auf eine Sache.
Anmerkung: Diese kurze Darstellung meiner Eindrücke basieren auf meinen eigenen Erfahrung und spiegeln sicherlich kein objektives Bild des gesamten indischen Bildungswesens wider.
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