Nun sind wir schon seit ein paar Tagen zurück im Projekt und langsam trudeln die Kinder ebenfalls nach den Sommerferien wieder ein. Es wird also mal Zeit die letzten 2 Monate Reisezeit aufzuarbeiten.
Also begonnen hat alles am 2 April. Morgens ging es schnell mit Bike in die Stadt, dort wartete schon der Driver und ab ging es zum Flughafen nach Bangalore. Zum ersten Mal nach fast 9 Monaten habe ich meine Eltern und meinen Bruder wiedergesehen. Die Freude war auf beiden Seiten riesig.
Zurück nach Mysore ging es mit unserem Fahrer und selbst Papa war nach einer gepflegten Runde Bangalore-City-Traffic auch davon überzeugt, warum es sinnvoll ist einer indischen Fachkraft das Steuer zu überlassen. Für sie war selbst die Fahrt von Bangalore nach Mysore ein Spektakel und beim anschließenden Stadtsparziergang durch Mysore kamen sie aus dem Staunen nicht mehr raus.
Die nächsten Tage verbrachten wir damit Mysore und das naheliegende Sri Rangapadnam zu erkunden. Während des Mysore Aufenthaltes besuchten wir natürlich auch mein Projekt. Meine Eltern waren sofort ganz angetan und Mama assistierte mir spontan in einer Unterrichtsstunde. Also Gastgeschenk haben Sie den Kids eine deutsche Schaukel mitgebracht. (Die vorherige Schaukel bestand einfach nur aus einem alten Autoreifen)
Mit meiner Familie ging es dann per Schlafzug nach Hampi. Mein zweiter Besuch in Hampi. Ich kannte mich aus und konnte meine Eltern gut rumführen. Leider stand der diesmalige Besuch unter keinem so guten Stern. Am ersten Tag lag mein Bruder mit Magenproblemen flach, während es mich am letzten Tag traf. So verbrachten wir abwechselnd jeweils einen Tag ausschließlich im Hotelzimmer. Trotzdem haben wir in Hampi wahnsinnig viel gesehen. Man konnte von unserer Terrasse direkt das indische Dorfleben bestaunen. Von Rikshaws, die gefühlt durchs Zimmer fuhren, bis zur eine indische Beerdigung haben wir alles mitgenommen.
Nach dem ganzen Sightseeing war dann Erholung in Goa angesagt. Wir haben zu einem Spottpreis zwei Suiten in einem 4 Sterne Anwesen erhalten und genossen die Ruhe. Einen Tag lang haben wir uns 2 Roller gemietet und ein wenig die Gegend erkundet. Leider sollte mal wieder nicht alles glatt laufen. Philpp’s Roller hatte einen Platten, der aber fachmännisch für 80 RUP behoben wurde. Wir hielten uns zu der Zeit am Strand von Agonda und Palolem auf.
Der absolute Knüller beim Rückflug von Goa nach Bangalore, war der Flughafen in Goa selbst. Der Flughafen wirkte typisch indisch chaotisch und das Ganze wurde durch die Rollbahn komplettiert. Hier durften nämlich Autos und Motorräder darauf rumfahren, sofern nicht gerade Flugzeuge landen oder starten wollten. Versucht das mal in Deutschland durchzusetzen!
Die 2 Wochen mit meiner Familie gingen viel zu schnell um und zum Abschied gönnten wir uns noch ein indisches Abendessen in der M.G. Road in Bangalore bevor es wieder zum Flughafen ging.
Der Rückflug meiner Eltern und die Ankunft meiner Freunde fiel praktischerweise auf dieselbe Nacht und so flogen die einen ab während die anderen gerade landeten. Mit Andy, Hillu und Daniel gings nach einer kurzen Nacht in Bangalore wieder Richtung Mysore.
Auch ihnen zeigte ich die Highlights von Mysore und ebenfalls mein Projekt. Leider waren nur noch wenige Kinder anwesend, denn die meisten wurden schon in die Sommerferien entlassen. Nur die älteste Schulkasse hielt sich noch in der Schule auf. Nach 3 Tagen in Mysore ging es dann per Nachtzug nach Kerala. Während die Zugfahrten mit meiner Familie eine super angenehme Art des Reisens waren, so stellte sich diese Fahrt als ein Meisterstück im Kennenlernen der indischen Kultur heraus. Natürlich teilten wir uns das Abteil mit einer indischen Familie mit Kleinkind. Gleich zu Beginn wurde erst mal genüsslich-schmatzend das Abendessen eingenommen, während wir nachts aufgrund des Schnarchens kein Auge zubekommen konnten. Andy und Hillu hatten nebenbei noch mit der Klimaanlage zu kämpfen, wobei der Lüftungsschlitz kurzerhand mit Klopapier vollgestopft wurde. Nicht schön aber effektiv. Nach 18-stündiger Zugfahrt freuten wir uns auf ein kühles Kingfisher, welches wir direkt an der Steilküste von Varkala mit Blick hinaus auf den indischen Ozean einnahmen.
Weiter führte uns unsere Route nach Alleppey, wo wir nach einer chaotischen Suche ein spitzen Hausboot auftreiben konnten. Wir genossen die chillige Stimmung während wir durch die Backwaters schipperten und uns vom Bordpersonal kulinarisch verwöhnen ließen.
Letzter Abstecher mit Andy, Hillu und Daniel gemeinsam war dann noch Fort Kochin, wo Daniel sich trotz meiner Abwehrversuche eine nützliche Trommel zulegte und Andy es sich nicht nehmen ließ mal selbst den Cricketschläger in die Hand zu nehmen. Am nächsten Tag gings es zurück nach Bangalore und nach einem kühlen Bier im Hard Rock Café hieß es für Andy und Hillu den Rückflug anzutreten während Daniel und ich uns aufmachten um den Norden Indiens zu erkunden.
Bis jetzt war alles ein Heimspiel für mich gewesen, ich kannte mich an den Orten aus und wusste wo die guten Restaurants waren aber nun begab auch ich mich in unbekanntes Terrain.
Unser Flug nach Delhi verlief ohne Problem, viel schwieriger stellte es sich heraus das Hotel zu finden. Denn die Hotelschlepper in Delhi sind wirklich gerissen. „Ja, dein Voucher bringt dir hier ohne eine Gouvernement Permit gar nix. Lass uns doch mal eben zu meinem Tourist office gehen“ Generell spielten sich vor unseren Augen in Nordindien die verrücktesten Szenen ab. Da haben sich Rikshaw-Fahrer selber über den Haufen gefahren, nur um uns als Fahrtgast zu akquirieren während man von allen Seiten gefragt wurde: „Yes, Rikshaw?“ Oder „Look my shop“ Oder irgendwer bot uns sein „boat“, Drogen oder sonstigen Kram an. Mich hat dieses sinnlose Rumgequatsche mit der Zeit nur noch genervt und ich habe daraufhin einfach freundlich jeden Rikshaw Wallah und Schlepper ignoriert. Aber back to topic.
So schön und geplant New Delhi aussieht so chaotisch und stressig ist Old Delhi. Wir besuchten New Delhi mit Regierungsviertel und das Humayun’s Tomb am ersten Tag.
Old Delhi mit Fort Delhi und der größten indischen Moschee (Jama Masjid) dann am zweiten Tag.
Und ein Highlight nach fast 9 Monaten. Ich durfte wieder den Genuß eines Nahverkehrsmittels außerhalb der indischen Busflotte kennenlernen. Auf indische Art und Weise wurde U-Bahn gefahren, das heißt: die Züge sind mit Menschen vollgestopft ohne Ende!
Nach Delhi brachen Daniel und ich auf nach Agra. Agra ist aufgrund des Standorts des Taj Mahals weltberühmt. Die Stadt an sich ist typisch indisch chaotisch und vollkommen zugebaut, trotzdem widmeten wir uns dem ersten Tag zuerst dem Agra Fort und restlichen Sightseeing Facts. Gegen Abend ging es zum Sunset Point in einem Garten. Ausblick hatte man auf das, auf der anderen Flussseite stehende, Taj Mahal. Am nächsten Tag widmeten wir uns diesem Weltwunder der Moderne. Und ich muss sagen, man hat ja schon viele Bilder davon gesehen, aber wenn man dann leibhaftig im Eingangstor steht und sich einem das Taj Mahal in voller Schönheit zeigt, ist es einfach unglaublich. Dieses größte Monument der Liebe wurde vom Mogulherrscher Shah Jahan im Jahre 1631-1653 n.Chr. gebaut nachdem seine zweite Frau Mumtaz Mahal bei der Geburt ihres 14. Kindes gestorben war. Er selbst hatte nicht viel davon, weil er von seinem Sohn im Fort Agra eingesperrt wurde. Immerhin konnte er von seiner Zelle das Taj Mahal sehen.
Gegen Abend des zweiten Agra-Tages sind wir dann zu unserer kleinen Rajasthan Rundreise aufgebrochen. Unser erster Stopp war Jaipur auch Pinkcity genannt. Und da Inder gerne zu Extremen neigen, hatte ich mir eine Stadt in knalligem Pink vorgestellt. Es stellte sich dann aber eher als ausgeblichen Pseudo-Pink heraus. In der Stadt hielten wir uns nur einen Tag auf und besuchten dabei die für uns wichtigen Sightseeing Punkte wie zum Beispiel das Hawa Mahal, indem die Hofdamen durch die zahlreichen Fenster ein Blick auf das Dorfleben erhaschen konnten. Ebenfalls statten wir dem Palast einen Besuch ab.
Mit dem Nachtzug ging es dann weiter nach Udaipur. Die Zugtickets für diese Reise habe ich online bestellt und eigentlich bin ich damit immer gut gefahren und habe gültige Tickets mit Sitzplatzreservierung bekommen (dies ist in Indien gewiss nicht immer der Fall!) Jedenfalls gab es bei dieser Zugfahrt einige Problem. Denn auf einmal hatten wir ein gültiges Ticket für Plätze im Wagen Nummer 2 und ebenfalls ein Inder für dieselben Plätze in Wagen Nummer 2. Nun ja, er bestand darauf, dass dies doch nun seine Plätze wären und wurde auch noch durch die Reservierungschart, die Außen an den Zügen hängen, bestätigt. Wir wurden leicht unruhig aber der Conductor löste alles auf: Wir wurden geupgradet und durfte nun gepflegt im 2er Abteil nach Udaipur weiterfahren.
Udaipur hat uns persönlich sehr gut gefallen. Das Stadtzentrum liegt direkt am Lake Picholla und Restaurants und Café haben Blick auf den Lake bzw. dem Lake Palast. Hier wurde Anfang der 80er Jahre auch der James Bond Octopussy gedreht und wir haben es uns natürlich nicht nehmen lassen, diesen Film in einem Rooftop-Restaurant mit Aussicht auf den Drehplatz anzugucken.
Nach Udaipur sind wir via Delhi nach Varanasi geflogen. Und ich muss sagen, der Verkehr in Varanasi hat selbst mich verrückt werden lassen und ich bin mittlerweile echt einiges gewohnt. Zu allem Überfluss kam Daniel auf die glorreiche Idee doch eine Fahrradrikshaw zu nehmen. Natürlich hat der Rikshawwallah nicht verstanden, wo wir hinwollen und nachdem wir mit ihm durch die halbe Stadt gefahren sind, durften wir uns am anderen Ende der Stadt noch eine Auto-Rikshaw besorgen, die na klar 100 Ruppies extra wollte weil wir uns eigentlich in einer Fußgängerzone befanden. Aber in Indien: no problem.
Varanasi selbst liegt direkt am Ganges, des Hindus heiliger Fluss. Das Problem ist nur, dass jegliche Industriebetriebe und Haushalte ihre Abwässer ungefiltert in den Fluss leiten und der Ganges daher teilweise ein 3000mal höhere Koli-Bakterien (Fäkalbakterium) Konzentration hat als gesundheitlich unbedenklich wäre. Für die Hindus gilt es trotzdem als heilig zum Fluss zu pilgern, sich im Fluss zu baden, Klamotten mit dem heiligen Wasser zu waschen oder sogar vom heiligen Nass zu trinken. Man kann sogar den Kreis der Wiedergeburt durchbrechen wenn man am heiligen Ganges verstirbt oder nach seinem Tod dort hingebracht wird. Nachdem die Leichen kurz in dem Ganges getaucht wurden, werden diese am Flussufer verbrannt. Einmalige Stimmung zu sehen, wie heilige Kühe neben Pilgern in dem Fluss steigen und doch gespenstisch wenn man sieht, dass wenige Meter weiter Menschen verbrannt werden!
Für Daniel und mich war nach Varanasi die gemeinsame Reisezeit beendet. Wir flogen zurück nach Delhi und er machte sich via London auf den Rückweg gen Deutschland. Für mich war es ein äußerst merkwürdiges Gefühl nach so langer Zeit wieder völlig allein zu sein. Aber noch am selben Tag traf ich mich mit Susan und Georg und wir besuchten in Delhi das Bahai House auf Worship, wobei dieser Tempel wie eine riesige Lotusblume aussieht und jede Religion zu sich einlädt um im Tempel zu meditieren. Auf dem Rückweg in die Innenstadt haben wir es uns nicht nehmen lassen noch kurz im Hare Krishna Tempel vorbeizugucken.
Nächster Stopp auf meiner Reiseroute war Amritsar. Und ich muss sagen Amritsar sollte auf keiner Indienrundreise fehlen! Amritsar beherbergt den goldenen Tempel. Das Allerheiligste der Sikh-Religion. Und die Atmosphäre im heiligen Tempel war einfach unglaublich. Alles lief organisiert ab. Sei es das Schuhe abgeben bis zum Reinigen des Tempels über das Versorgen der täglich 30.000 Pilger mit Chapatis und anderen Speisen. Ich muss ganz ehrlich sagen, dass Amritsar aufgrund des goldenen Tempels und der Atmosphäre dort zu dem Höhepunkt auf meiner Indienrundreise geworden ist.
Abgerundet wurde das Spektakel durch einen Besuch der indisch-pakistanischen Grenze. Dort kann man abends an der Grenzschließungsprozedur teilnehmen. Das Ganze wird aufgezogen wie ein Popkonzert, dazu performen die Grenzsoldaten eine Show, die man gesehen haben muss! Unglaublich. Inder und Pakistani versuchen sich mit Lobesschreie auf ihr Land gegenseitig zu übertönen, während unten Frauen (!) mit der indischen Fahne durch die Gegend rennen und Grenzsoldaten während ihrer Schließungsprozedur die Beine so hoch in die Luft reisen, dass dies gewiss nicht gesund sein kann.
Nach Amritsar machten wir uns über einen kurzen Zwischenstopp auf nach Sikkim. Sikkim liegt mitten im Himalaya Gebirge und um in diesen eigentlich winzigen Bundesstaat einzureisen, braucht man eine Genehmigung. Fortbewegen kann man sich dort nur mit Jeeps und für kleinste Distanzen braucht man Stunden. Das heißt nachdem wir uns in einer kleinen quirligen Stadt am Fuße des Himalaya Gebirges die Einreisegenehmigung geholt hatten und unser Sammeljeep endlich mit genug Leuten besetzt war, ging es los nach Darjeeling. Dort machte uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Eigentlich gibt es dort einen wunderbaren Aussichtspunkt mit Sicht auf den Kanchenjunga und dem Mount Everest aber dank einer dicken Wolkendecke, die uns auf unserem gesamten Sikkimtrip begleiten sollten, konnten wir nicht einen Berg am Horizont entdecken. Wir verbrachten in Darjeeling die Zeit dann damit Tee zu trinken und das angenehm kühle Klima (20° und wir sind mit Jeans und dickem Fleece rumgelaufen) zu genießen. Eigentlich wollten Helmut und ich in Sikkim an einer Trekking Tour teilnehmen aber aufgrund eines Passverlustes musste Helmut in Delhi bleiben und Susan und ich entscheiden uns eher für Tagestrips. Außerdem wäre uns für das Trekken nicht viel Zeit geblieben, weil wir die langen Anfahrtswege nicht mitberechnet hatten.
So brauchen Susan und ich auf ins südwestliche gelegene Pelling, von wo man aus seinem Hotelzimmer einen Blick auf den Kanchenjunga, immerhin 3. höchster Berg der Welt, haben sollte. Aber wie gesagt die Wolkendecke! Aber für kurze Zeit bekamen wir die Spitze dann doch kurz zu Gesicht.
Von Pelling nach Yuksom unternahmen wir eine kleine Wanderung, wo ich feststellte, dass ich für einen Trekking Trip mal so gar nicht ausgerüstet wäre. Es ging erst mal kreuz und quer durch die Wälder bis zu einer Flussüberquerrung und von dort über ein Bergdorf wieder bergauf. Anstrengend auch ohne Gepäck, dieses wartete im Auto auf uns. Wobei wir ein wenig Mühe hatten den Wagen wiederzufinden.
In Yuksom, einem kleinen Nest, angekommen, verschnauften wir kurz und brachen am nächsten Tag auf nach Gangtok, der Hauptstadt Sikkims. Dort angekommen wurden wir von einer Einkaufsstraße überrascht, die auch in Deutschland hätte sein können. Es war eine reine Fußgängerzone, sauber (!) mit vielen Parkbänken und nebenbei hingen überall Lautsprecher, die für musikalische Untermalung sorgten. Sehr angenehm.
Von hier aus organisierten wir uns eine Tour zum Tsomgo Lake, der auf 3700 Meter Höhe liegt. Highlight war hier, dass auf dieser Höhe immer noch ein wenig Schnee lag. Das Meiste war schon weggeschmolzen aber einige Überreste entdeckten wir noch. Nach 14 Monaten das erste Mal wieder Schnee.
Am darauffolgenden Tag machten wir uns zurück auf den Weg nach West-Bengalen um am nächsten Tag weiter nach Kolkata zu fliegen. In Kolkata (ehemals Kalkutta) habe ich mich nur einen Tag aufgehalten, aber aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit und 37° Grad im Schatten kam ich mir beim Stadtrundgang so vor als würde ich die ganze Zeit mit Klamotten unter der Dusche stehen. Und vor allem wenn man sich vorstellt, dass ich vor wenigen Tagen noch bei knapp 0 Grad im Schnee gestanden habe und nun wieder Unmengen an Wasser trinken musste, um über den Tag zu kommen. Aber Kolkata als Stadt hatte ich mir irgendwie schlimmer vorgestellt. Bei unserem Stadtrundgang haben wir unter anderem das Victoria Monument und „The Mother House“, dass Haus von Mutter Teresa besichtigt. Ganz witzig fande ich, dass in Kolkata alle Straßen Einbahnstraßen sind und die Richtung mittags gewechselt wird. Total verrückt!
Nach Kolkata gönnte ich mir dann einen Urlaub im Urlaub. Ich bin für 10 Tage nach Thailand rüber geflogen. Nach fast 7 Wochen auf Achse und jeden zweiten Tag in einer neuen Stadt war der Aufenthalt in Thailand so was von angenehm. Los ging es aber mal wieder im Chaos. Eigentlich tobte am Airport ein dickes Gewitter, sodass der Flieger für eine Stunde am Boden bleiben musste. Irgendwann flog er dann aber trotzdem los mitten durch eine fette Gewitterfront. Die Blitze zischten nur so an den Tragflächen vorbei. Zu allem Übel saß auch noch ein verrückter Inder neben mir, der erst seine Kotztüte mit kryptischen Zeichen voll gemalt und sich dann die Decke übern Kopf gezogen hat um zu schlafen bzw. sich vorm Gewitter zu verstecken. Ich glaube so viel Schiss hatte ich noch nie beim Fliegen. Gegen Vormittag bin ich dann aber sicher auf der Insel Phuket im Süden Thailands direkt an der Andamanen-Küste gelandet. Meine erste Überraschung: breite Straßen, große Autos (viele SUV und Pickups) und kein wildes Rumgehupe.
Die erste Woche habe ich somit in Phuket verbracht. Dort habe ich einige Strandtage eingelegt aber ich habe mir auch einen Roller gemietet und 2 Tage die Insel erkundet. Einen Tag lang habe ich mir eine Speedboattour zu den Insel Ko Phi-Phi Do und Ko Phi-Phi Leh gegönnt. Hier wurde damals der Film „The Beach“ gedreht und mit zum Programm gehörte auch eine Schnorchelrunde vor Ort. Und ich muss einfach sagen die Unterwasserwelt ist wunderschön. Die Strände sind generell sehr schön, laufen flach ins Meer und das Wasser ist kristallklar. Einzige Ausnahme ist Patong Beach, aber hier kommt man eher wegen des Nachtlebens her.
Zum Abschluss gönnte ich mir noch einen Aufenthalt in Bangkok und habe es mir dort nicht nehmen lassen am Premierentag von Hangover Part II ins Kino zu gehen. Hatte schon etwas, am Premierentag in der Stadt zu sein, in der der Film spielt. Den Abend verbrachte ich damit im Shoppingviertel von Bangkok abzuhängen. Aber das Stadtbild ist einfach angenehm. Es herrscht zwar Linksverkehr, trotzdem erinnerte es mich stark an das Stadtbild der USA. Geordnet, organisiert und super ausgestattet mit öffentlichen Verkehrsmitteln. So flitzen unten die Autos lang, während man über einen Skywalk über die Autos und Ampeln hinweg spaziert, darüber fährt der moderne Skytrain. Und ich dachte fast, ich wäre zurück im Oldenburger Münsterland: So eine hohe Mercedesdichte in einer Stadt habe ich noch nie auf der Welt gesehen. Es kam mir so vor als wäre jedes 3. Auto eine Mercedes Limousine.
Am zweiten Tag habe ich mir dann die Sightseeing Spots in der Altstadt vorgenommen. Diese war leider nicht so gut mit Nahverkehrsmitteln ausgestattet und so musste man auf das gute alte Tuk-Tuk zurückgreifen.
Ich kann nun auch gut nachvollziehen warum viele nach Thailand für medical treatments kommen, denn Prothesen gibt’s hier zum Schleuderpreis auf der Straße…
Am dritten und letzten Tag habe ich mir dann China Town vorgenommen. Und man wird dort von Neonreklameschildern fast erschlagen. Genauso wuselig wie in Indien geht es in den kleinen Gassen zu. Das Witzigste was ich dort gefunden habe, war ein Getränk, welches man nicht aus einer Flasche, Dose oder Glas trinkt. Nein, die gute Dame schmiss Eis und das Getränk in eine durchsichtige Plastiktüte und steckte noch einen Strohhalm dazu.
Gegen Abend ging es dann zum nagelneuen, gut organisierten Flughafen nach Bangkok, wo man endlich wieder auf schnauzbärtige, Schlaghosen tragende Inder, die sich in der Schlange vordrängeln, traf. Ich merkte, dass es wieder Richtung Indien ging.
Ich kann aber sagen, dass Thailand als Urlaubsland und ein Städtetrip nach Bangkok absolut lohnenswert sind. So ein angenehmes Land und eine erfrischend freundliche Mentalität.
Abschließend kann ich sagen, dass ich 2 Monate lang schönste Reiseerfahrungen gemacht habe, es ist alles nach Plan verlaufen, so wie ich es mir vorgestellt habe.
Nachdem was uns im Laufe unseres Indienaufenthaltes und auch jetzt während dieser Reisezeit passiert ist, können wir, glaube ich, beruhigt in jedes Land der Welt reisen. So schnell bringt uns erstmal nichts mehr aus der Fassung…