Letztes Wochenende haben wir im Projekt „Holi – Das Fest der Farben“ nachgefeiert. Man bewaffnet sich mit Farben und einem Eimer voll Wasser und dann heißt es: Jeder gegen Jeden! Ein riesiger Spaß!!!
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Letztes Wochenende haben wir im Projekt „Holi – Das Fest der Farben“ nachgefeiert. Man bewaffnet sich mit Farben und einem Eimer voll Wasser und dann heißt es: Jeder gegen Jeden! Ein riesiger Spaß!!!
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Guys, I did it! Ich hab den Lappen! Endlich!!!
Es ist vollbracht, ich bin nun endlich Besitzer einer indischen „Licence for Motorcycle with Gear“
Ein halbes Jahr habe ich dafür gebraucht, um euch einen kleinen Überblick zu geben hier das Protokoll meiner Führerschein Odyssee:
Learners Licence
1. Versuch: Anfang September; Road Traffic Office (R.T.O.) Mysore: Außerhalb der Öffnungszeiten.
2. Versuch: Mitte September; R.T.O. Mysore: Aufgrund des Todes einer indischen Persönlichkeit haben alle indischen Behörden an diesem Tag geschlossen.
3. Versuch: Ende September; R.T.O. Mysore: Georg und ich erhalten das erste Mal die Dokumente, die wir zum Ausfüllen benötigen. Wir scheitern am Officer der am Haupteingang unsere Dokumente durchschaut. Wir haben eine Aufenthaltsgenehmigung aus Bangalore damit lässt sich in Mysore keine „Learners Licence“ beantragen. Uns werden die Dokumente um die Ohren gehauen und wir fliegen im hohen Bogen aus der Behörde.
Problem: Wir wohnen in Mysore, in unserer Aufenthaltsgenehmigung steht aber eine Adresse aus Bangalore. Alle ICDE Freiwilligen sind unter dieser Adresse registriert um den bürokratischen Aufwand gering zu halten.
Lösungsansatz: Wir spielten mit den Gedanken unsere Aufenthaltsgenehmigung von Bangalore auf Mysore umschreiben zu lassen. Helfen sollte uns dabei Georgs Kontakt zum „Police-Office“ in Mysore. Aus der ganzen Sache wurde nichts, und so mussten wir uns auf den Weg nach Bangalore machen. (Nur als Hinweis: Die Strecke Mysore – Bangalore dauert mit dem Zug ca. 3 Stunden für eine einfache Fahrt; Anreise und Abreise nicht mit eingerechnet. Obwohl es nur 130KM sind zwischen den beiden Städten=> eine Tagesaufgabe!!!)
4. Versuch: Ende Oktober: Bangalore hat aber nun leider 4 R.T.O.s , zu welchem wir mussten, wussten wir nicht! Wir sind zum nächstliegenden Office gefahren, dies war natürlich nicht für uns zuständig. Als wir beim richtigen R.T.O. angekommen sind, ist die Beantragung für die „Learners Licence“ natürlich schon beendet. Öffnungszeiten: 10 – 12 Uhr. Unsere Ankunft war mit 12:30 Uhr absolut zu spät. Wir haben aber den Hinweis auf einen schriftlichen Test bekommen. Schriftlichen Test??? Ja, verrückte Fragen wie man in Indien pflegt Auto zu fahren und Trafficsigns. Wir sind ganz froh, dass wir an diesem Tag nicht am Test teilgenommen haben.
5. Versuch: Mitte November: Diesmal sind wir pünktlich, nehmen am Test teil. Bala, Mitarbeiter vom ICDE, führt uns durch das Wirrwarr der Zuständigkeiten und Anträge. Gegen Mittag wissen wir, dass wir bestanden haben. Ausstellung der Learners Licence aber erst in einer Woche, bitte persönlich abholen! Klar, wir waren ja noch nicht oft genug in Bangalore.
6. Versuch: 22 November: Wir erhalten endlich die „Learners Licene for Motorcycle“. Georg und ich sind überglücklich und gehen erst mal ein Bier im Hard Rock Café Bangalore trinken. Nun haben wir ein halbes Jahr Zeit uns das Motorradfahren beizubringen. Frühestens nach 30 Tagen müssen wir nochmal zu einer praktischen Prüfung erscheinen, wir verständigen uns auf irgendwann im Februar – März. Das scheint lange genug entfernt.
Es kommt was kommen muss: der Februar. Mehr oder weniger freiwillig entschließen wir uns dazu unsere „Learners Licence“ in eine“ Driving Licence“ umzuwandeln. Diese ist in ganz Indien gültig.
Driving Licence:
1. Versuch: 14. Februar: Diesmal machen Susan und ich uns auf den Weg nach Bangalore, die Prüfung wird auf unseren eigenen Bikes abgenommen. Also fahren wir den Weg mit unseren Maschinen. Es dauert gute 4 Stunden um von Mysore City nach Bangalore (M.G. Road) zu kommen. Danach bin ich total fertig. Es folgt eine reine Schikane des zuständigen Beamten: Nachdem ich rausgefunden habe, welche Formulare ich brauche und der zuständige Guru meine Dokumente durchgeguckt hat, fragt er mich wieder Trafficsigns ab. Natürlich, dies konnte mir keiner vorher sagen. Und die indischen Begriffe habe ich natürlich nicht mehr parat. Ich falle also gnadenlos durch. „Bitte lernen Sie die Trafficsigns und kommen Sie in 7 Tagen wieder“. Na toll!
2. Versuch: 28. Februar: Diesmal benötigen Georg, Susan und ich 7 ½ Stunden für die 130Km nach Bangalore, Grund dafür war ein Streik von Bauern aus einem Dorf, dass an der Hauptverbindungstraße liegt. Es ging für Stunden nichts mehr. Im R.T.O. erfahren wir, dass an diesem Tag keine Fahrprüfungen stattfinden, wir sollen uns doch bitte einen Termin holen. Natürlich für einen Termin jag ich ganze 7 ½ Stunden durch den chaotischen indischen Traffic.
3. Versuch: 14 März: diesen Termin haben wir uns geben lassen. Also sollte diesmal jawohl nichts mehr schief gehen. Georg, Susan und ich haben die Trafficsigns gelernt. Aber was passierte ist mal wieder ein Beispiel indischer Willkür: Ich passiere den Guru ohne auch nur ein einziges Zeichen gefragt zu werden. Georg und Susan, die direkt hinter mir den Guru passieren, scheitern an dieser Aufgabe. Beide werden Trafficsigns abgefragt.
Wie ich später zu hören bekommen habe, ist dies beliebt: Leute nicht gleich beim ersten Mal bestehen zu lassen.
Von nun an bin ich auf mich allein gestellt. Ich allein gegen den indischen Bürokratie-Dschungel. Es geht weiter zum Fotos machen in Raum 6. Danach in Raum 10 Dokumente des Motorrads vorzeigen. Und dann heißt es warten. Und natürlich fällt das indische: „Five-Minutes“. Ich werde ungeduldig. Neben mir sitzen Inder, die mir widersprüchliche Antworten geben, warum sie schon wieder Trafficsigns lernen. Es ist 12 Uhr, seit 10:30 warte ich und werde mit „ 1 Minute“ vertröstet. Irgendwann erbarmt sich wer die Situation aufzulösen: Die „Driving Licence“ Kandidaten sind ganz am Schluss dran. Es wird 13 Uhr bis ein Officer uns mitteilt: Wir treffen uns an der LUC Bank. Also mit Bike zu der Bank.
Mein Glück war, dass ich 2 nette Inder kennengelernt habe. Mit dem einen bin ich die Strecke rund um die Bank abgefahren um nach möglichen fiesen Verkehrsschildern Ausschau zu halten.
Der andere hatte schon einmal an der praktischen Prüfung teilgenommen und sagte mir direkt worauf es ankommt. So lernte ich 5 Minuten vor der Prüfung das Handzeichen für „Anfahren“.
Die eigentliche Prüfung bestand dann aus: Losfahren (mit Handzeichen versteht sich), auf der Straße drehen (Handzeichen und Blinker is needed! Klar!) Und Anhalten (Stop-Handzeichen, natürlich!) Und dann die glorreiche Aufgabe: 2x im Kreis fahren.
Nach dem Spektakel wurde ich dann gefragt, ob dies meine Maschine sei. Verwundert bejahte ich. Ja, mein Nummernschild sei zu klein, ich benötige neue Schilder, erst dann würde ich erfahren ob ich bestanden hätte. Also bin ich losgerast und hab in dem Viertel nach einem Shop gesucht, der verdammte Nummernschilder herstellen kann. Dabei halfen mir natürlich wieder sehr viele Inder, indem sie mich mal nach rechts mal nach links schickten, weil da hinten ganz bestimmt ein Shop sei. Irgendwann fand ich einem Shop. „Kein Problem, wir benötigen nur die Nummer und dann sind die Schilder morgen fertig.“ Ich benötige die Schilder aber heute und nicht morgen. Also wurde kurzerhand getrickst und mir wurde ein Nummernschild aus Plastik und Aufklebern zurechtgebastelt. Egal, Hauptsache es hatte die richtige Größe. Schnell dem Officer gezeigt und dann endlich die Erlösung: Bestanden.
Heute: 24. März 2011: Der Führerschein wurde an das ICDE Office in Bangalore geschickt, Susan war in den letzten Tagen in Bangalore und hat ihn für mich abgeholt und mir heute überreicht. Damit geht eine Ära zu Ende. Ich bin endlich Besitzer einer „Licence for Motorcycle with Gear“ und darf legal am Straßenverkehr teilnehmen. Ich habe mich mit der „Learners Licence“ nämlich in falscher Sicherheit gewogen.
Hier mein Polizei Protokoll:
1. Kontrolle: Mitte Dezember, ich war mit Nils unterwegs. Wir wurden auf den Weg zurück ins Projekt angehalten. Ich rechnete mit dem Schlimmsten. Der Officer wollte aber nur meinen Führerschein sehen. Danach konnte ich ohne Beanstandung weiterfahren.
2. Kontrolle: Ende Januar: Mit Helmut auf den Weg in die Stadt. Diesmal wurde mir vorgelesen, dass ich als „Learner“ jemanden dabei haben muss, der einen Motorradführerschein hat. Ähnlich wie „Führerschein mit 17“ in Deutschland. Helmut hat aber keinen Motorradführerschein. Also hieß es Strafe zahlen: 400RUP ca. 6,50 Euro. Es war also an der Zeit meine „Learners Licence“ in eine „Drivers Licence“ umzuwandeln.
3. Kontrolle: Ende Februar: Ich brachte Geld zu unserer Köchin ins Krankenhaus. Während ich mit ihrem Bruder ihre Blutprobe von Krankenhaus A nach Krankenhaus B transportierte, wurde ich wieder angehalten. Und natürlich hatte auch Rathnas Bruder keinen Führerschein dabei. Also wieder Strafe zahlen: 300 RUP ca. 5 Euro
4. Kontrolle: Anfang März: Wiedermal mit Helmut auf dem Weg in die Stadt: Diesmal hatten wir uns aber vorbereitet und eine Kopie von der Vorderseite von Helmuts EU-Führerschein und dem Deckblatt seines Internationalen Führerscheins für PKWs dabei. Alles auf Deutsch, nur „International“ war allgemein verständlich. Der Officer nahm sich dann ganz lange Zeit und studierte die Unterlagen genau. Dann folgte sein „Okay, die Unterlagen seien gültig.“ Der arme Kerl konnte einfach mal nichts verstehe aber er bemängelte dann trotzdem noch, dass mein Nummernschild zu klein sei! Also Strafe zahlen: 100RUP ca. 1,60 Euro
Kurz zusammengefasst, für den indischen Führerschein benötigt es:
– 30 RUP (50 Cent) Gebühren für die „Learners Licence“
– 300 RUP (5 Euro) für die „Drivers Licence“
– 6 Passbilder
– Eine Erlaubnis der Eltern in Deutschland
– Kopien von Passport und Visa
– Kopien von der Aufenthaltsgenehmigung
– Adressnachweis vom Arbeitgeber/Partnerorganisation
– 1000 Kilometer im Zug von Mysore nach Bangalore
– 1000 Kilometer mit dem eigenen Motorrad
– 4 Übernachtungen im Hotel
– Nerven ohne Ende!!!
Letztendlich kann ich aber sagen: „I did it!“
Ich habe niemanden bestochen und auch keine Agentur zu Hilfe gefragt. Ich hab mich da alleine durchgeboxt und ihr glaubt gar nicht wie stolz ich darauf bin. 😀
Danken möchte ich nochmal Nils, der mir eine kleine Einführung in „Wie fahre ich Motorrad“ gegeben hat. Seit November bin ich also nun auf indischen Straßen unterwegs. Und ich muss sagen: I love it! Der indische Verkehr ist zwar die Hölle aber es ist dieses unendlich geile Gefühl von Freiheit.
Ab nächster Woche gehe ich dann in meinem Urlaub. Es wird für 2 Monate durch Asien getravelt.
Zu Beginn kommen meine Eltern für 2 Woche, danach Freunde aus Deutschland. Im Mai wollen wir in Nepal im Himalaya-Gebirge trekken und zum Abschluss gönne ich mir noch einen Strandurlaub.
Ja was soll ich sagen, der Alltag hat uns voll und ganz im Griff. Nach unserem Function Marathon im Januar geht es mittlerweile ruhiger zu. An meinem Geburtstag (12. Januar) war an unsere Schule die erste Function (Feierstunde) des Jahres zu Ehren Swarmi Vivekanandas. Gefolgt wurde diese Function vom Empfang von N.R. Narayana Murthy, dem Infosys Firmengründer und Dollarmilliardär. Und natürlich wurde 10 Tage später, am 26. Januar, der Republic Day auch an unserer Schule groß gefeiert. An der Organisation dieser Function, lässt sich sehr schön erklären welchen Problemen wir uns mittlerweile stellen müssen.
Bei der Organisation sind deutsche und indische Kulturen mal wieder frontal zusammengeknallt. Pritha bat mich um einen Gefallen, ich sollte ein wenig die Leitung übernehmen und war auch ganz dankbar über diese Arbeit. Ich sollte 2 Kinder aussuchen, die ein wenig durch das Programm führen, außerdem sollte ich die anderen Volunteers koordinieren. Alles sollte mit Ananth Brother, unserem Chef, natürlich abgestimmt werden. Brother hat vorerst meine Wahl der Kinder abgesegnet um mir dann am nächsten Tag mitzuteilen, dass es eigentlich eine schlechte Wahl war und ich mir doch besser 2 andere Kinder aussuchen solle. Sowas begegnet uns häufig, es wird versucht nicht -Nein- zusagen. Zuerst folgt ein Ja und wenige Minuten später wird die Einscheidung dann wieder verworfen und eine Kehrtwende um 180°gemacht.
Nach mehrmaligen Hin und Her hatten sich Anandha, Vinthu und Clinton bereit erklärt, die Rede zu übernehmen. Also wollte ich loslegen, den Text des Programmablaufs den Kinder beizubringen. Dafür hätte ich aber wissen müssen, wer welchen Programmpunkt (Lied, Prayer und Drama) übernimmt. So etwas wird Helmut und mir aber grundsätzlich als letztes mitgeteilt. Da ich mit niemanden Rücksprache halten konnte weil jeder mir andere Informationen mitgeteilt hat, wartete ich ab. Gleichzeitig fing eine andere indische Lehrerin an meine Arbeit ungefragt zu übernehmen und erarbeite ebenfalls ein Dokument zum Programmablauf. Als ich sie zur Rede stellte, was sie da mache, log sie mich an, verdeckte das Blatt und sagte: Nothing! Durch eine kurze Rückfrage hätte sie sich so viel Arbeit ersparen können. Teamwork kenne ich anders! Aus meinem neuen Buch „Leben und Arbeiten in Indien“ habe ich erfahren, dass Inder sehr harmoniebedürftig sind und gleichzeitig Fehler in ihrer Arbeit sofort auf ihre Person beziehen. Außerdem wird die Anweisung des Chefs nie in Frage gestellt. Auch dies trifft total auf die indischen Lehrer zu. Wenn wir fragen, warum, dies denn nun so gemacht wird, heißt es nur: „Brother told“. Rückfragen oder Verständnisfragen gibt es nicht. Zudem kommt noch unsere Sprachbarriere hinzu.
Zum Schluss hat aber letztendlich alles sehr gut geklappt, auch wenn ich die Arbeitshaltung nicht nachvollziehen konnte. Ich mein wir wohnen neben den indischen Lehrern, man hätte sich absprechen können, im Team arbeiten können, stattdessen kocht hier jeder sein eigenes Süppchen! Sowas kenne ich aus dem deutschen Arbeitsalltag anders. Aber es heißt ja schließlich cultural exchange! Und so lernt man jeden Tag hinzu.
Der Republic Day war aber dann noch ein kleines Highlight, weil es mit den Kids am Nachmittag ins Kino in die Stadt ging. Das erste Mal ein Film in „Kannada“ und nein, wir haben nix verstanden. Klar konnte man die Handlung nachvollziehen, auch wenn manche Sachen unklar blieben. Der Film hatte alles was ein typischer Bollywood-Film haben muss: Attraktive Schauspieler, unglaublich viele Gesang und Tanz und eine verworrene Story über Liebe, indische Kultur und Korruption. Zudem war es für die Kinder ein riesen Spaß und Helmut und ich haben auch mal ein typisches indisches Kino von innen gesehen (samt Sandeimer zum Feuerlöschen und Ratten). Nicht, dass es hier nicht Kinos nach westlichem Standard gibt, solche Kinos besuchen wir gerne wenn wir in Bangalore sind. Allerdings kostet der Eintritt dort 250RUP (ca. 4€) und in den Ordinary-Cinemas hier in Mysore kostet der Eintritt ab 20RUP (ca. 30Cent), sodass sie fast jeder Inder einen Kinobesuch leisten kann. Zum Kino sind wir mit unserem School-Van und meinem Motorrad gefahren. In der Durchsicht der Van-Papiere haben wir festgestellt, dass der Wagen eigentlich für 5 Personen zugelassen ist, inkusive Fahrer! Naja an diesem Tag zählten wir 21 Kinder im Inneren, aber in Indien alles kein Ding!
Danach dachten wir, dass es mit den Functions erst mal vorbei sei. Aber am Republic Day wurden wir zu einer Competition eingeladen, an der auch viele andere Schulen teilnahmen. Also stellten die Kinder zusammen mit Brother und den anderen indischen Lehrern ein Theaterstück, eine Bildband über die Probleme Indiens und eine Präsentation unsere ECO-Toilet zusammen. Am 06. Februar ging es dann nach Mysore ans das NIE College, wo die Competition samt Exhibition stattfand. Gegen Nachmittag wurden von den einzelnen Schulen dann die Theaterstücke aufgeführt und am Abend fand die Preisverleihung statt. Die größte Überraschung war, dass unsere Schule gleich 2 Preise abgeräumt hat. Einen für die Präsentation der ECO-Toilet und den anderen für das Theaterstück. Und großem Applaus nahmen die Kids die Preise entgegen. Danach gab es zur Feier des Tages für alle eine Runde paani-poori, ein wahnsinnig scharfes Zeug, welches ich mir aber neben Masala poori gerne mal am Straßenstand in der Stadt gönne.
Nach diesem Ausflug an das NIE College ging es zurück in den Alltag.
Um euch auch unseren Alltag mal näher zu bringen, habe ich von unserem typischen Tagesablauf ein paar Bilder geschossen.
Ab 6:30Uhr heißt es „kitchen work“, dabei helfen wir vom „Teig per Hand mixen“ über „Ausrollen“ bis hin zum „Kochen“ mit. An guten Tagen kann die Arbeit schon mal bis 9:15 Uhr dauern.
Danach schnell Wasser ins Gesicht und ab zum Morning Prayer. Dieser besteht grundsätzlich aus der Karnataka Hymne gefolgt von der Nationalhymne. Donnerstags folgt aber noch ein Marsch rund um den Playground.
Danach beginnt der Unterricht. In den letzten Wochen sind mehrere neue Lehrer an unsere Schule gekommen, deshalb unterrichten wir weniger und kümmern uns um andere Dinge. So durfte wir schon das Feld mit getrocknetem Kompost düngen, im Gemüsegarten habe ich mittlerweile auch alle Felder umgegraben (mit einem Sparten!) Allerdings sprießt das Gras hier so schnell, dass einige Felder schon wieder voller Unkraut sind.
Typische Unterrichtsstunde. Helmut versucht die Chiguru Group im Zaum zu halten…
Nebenan sitzen Ravi und Kumari und basteln handgemachte Greetingscards.
Sudhakka gibt im Computerraum Unterricht, wobei die Kids auf die Arbeit mit dem Computer natürlich total abfahren.
Nebenbei bleibe ich selbst hier in Indien vor Computerproblemen nicht verschont. Und so fliegen mir hier ständig die Schulcomputer um die Ohren. Und ich sage euch Schulcomputer in Schuss zu halten ist gnadenlos, die Kinder klicken einfach rum und danach geht nix mehr.
Gegen Nachmittag folgt dann die afternoon assembly und die chai time.
Danach dürfen Helmut und ich dann die Kinder in die Nachbardörfer bringen. Seit kurzem darf ich auch mit dem Schoolvan rumfahren. Allerdings nur hier in den Dörfern. Und es ist vielleicht wild auf der linken Straßenseite zu fahren. Gangschaltung ist links, wobei die Pedale in gleicher Reihenfolge angeordnet sind. Allerdings ist der gute TATA Magic (Baujahr 2008) auf dem Stand eines Golf I (Trommelbremsen, Stahlfederung, keine Airbags) Manchmal komm ich mir vor als wäre ich mit einem Jeep unterwegs. Versteht mich nicht falsch, ich liebe es wieder ein Auto fahren zu dürfen, allerdings ist dieses Gefährt winzig und versprüht absolut keinen Fahrkomfort, sodass mir selbst nach kurzen Fahrten meine Beine und mein Rücken von der gequetschten Sitzhaltung wehtun. Aber die Kinder cruisen natürlich gerne mit Patrick Anna durch die Gegend! 😀
Am Nachmittag ist dann Zeit zum Spielen. In jeder freien Minute spielen die Kinder am liebsten Cricket. Ich weigere mich mit ihnen dieses langweilige Spiel zu spielen. Wir spielen mit ihnen andere Spiele, so haben wir vor kurzem Brennball eingeführt.
Sofern ich dazu komme, gehe ich gegen Abend gerne eine Runde joggen. Ich genieße die Zeit nur für mich zu haben. Denn die Privatsphäre ist hier eingeschränkt. Selbst während ich gerade diese Zeilen schreibe gucken mir ein paar Kids über die Schultern. Man gewöhnt sich natürlich dran, trotzdem bin ich über ein paar Minuten nur für mich dankbar
Naja und sofern ich mal gar nix zu tun habe, wir halt Motorrad gewaschen. Klar, dass ich dabei natürlich auch nicht alleine bleibe sondern viele helfende Hände habe.
Gegen Spätnachmittag folgt für die Kinder dann der Gang zum Yoga und Evening Prayer.
Helmut und ich haben ab 7:30 aber nochmal eine Computerclass für einige Jugendliche aus dem Dorf
Gegen 8:30 Uhr gibt es dann Abendessen, was sich an einigen Tagen aber auch mal um eine Stunde verzögern kann. Der krönende Abschluss des Tages ist es dann mit Rathnamanthi eine heiße Milche mit Zucker zu trinken. Danach endet dann unser „Arbeitstag“ und wir ziehen uns ins Zimmer zurück. Gegen Abend quatsche ich dann gerne mit Deutschland, plane ein wenig meinen Urlaub im April/Mai oder guck mir einen Film an bevor ich todmüde ins Bett falle.
Unser Arbeitstag beginnt sobald wir die Zimmertür auf machen. Noch vor einem halben Jahr habe ich gedacht: Es muss doch herrlich sein kurze Wege von seinem Zimmer zu seiner Arbeitsstelle zu haben. Aber vergisst es! Hier fliegt man manchmal um 6 aus dem Bett weil irgendwer vor deinem Zimmer anfängt Holz hacken. An Schlafen ist dann nicht mehr zu denken.
Seit dem 14 Februar versuche ich nun auch meine indische Learners Licence für Motorräder in eine Drivers Licence für Motorräder umzuwandeln. Nachdem wir für die Beantragung der Learners Licence 2 Versuche in Mysore und 3 weitere in Bangalore gebracht haben, sollte sich das Beantragen der Drivers Licence natürlich auch nicht als einfach herausstellen. Uns wurde gesagt: Ihr fahrt einfach zum RTO (indisches Straßenverkehrsamt). Dort fahrt ihr vor einem Officer einmal im Kreis und habt den Lappen. Klar! Denkste!
Wir sind also vor 2 Wochen mit Motorrädern nach Bangalore gefahren. Haben uns nebenbei noch eine Flugshow der indischen Army angeguckt und sind dann am Montag zum RTO. Ich rechnete mit einer praktischen Prüfung. Nachdem ich die Taxes in Raum 1 bezahlt habe, wurde ich an Raum 3 verwiesen. Hier bequemte sich dann ein Guru zur Durchschicht meiner Dokumente und fragte mich Trafficsigns ab. Natürlich hatte ich die englische Bedeutung der Verkehrsschilder nicht mehr parat und bin durchgefallen. „Vielen Dank kommen Sie in 7 Tagen wieder“. Also war der komplette Weg nach Bangalore mit dem Motorrad umsonst.
Jetzt am Wochenende, nach 14 Tagen, haben wir es wieder versucht. Wir wussten welche Dokumente wir brauchen und das man die Trafficsigns können muss. Was danach kommt war das große Unbekannte. Als wir ankamen, wurden wir von Raum 1 an Raum 3 verwiesen, dieser donnerte uns die Dokumente wieder um die Ohren und verwies auf Raum 7. Jaja, das indische Bürokratiewesen und keiner weiß was der Andere macht. In Raum 7 wurde uns dann mitgeteilt, dass heute keine Führerscheinprüfung stattfindet. Wir sollten uns einen Termin geben lassen und dann wieder kommen. Natürlich wiedermal umsonst gute 300Km auf sich genommen. Und diesmal haben wir für den Hinweg von 135Km 7 ½ Stunden gebracht. Grund war, dass einige Farmer zu Demonstrationszwecken mitten auf die Hauptverbindungsstraße zwischen Mysore und Bangalore einen Holzstamm gelegt hatten. Es ging absolut nix mehr. Mit Motorrädern haben wir uns dann bis zum Herz der Demonstration vorgekämpft, wurden dort aber von Farmern aufgehalten das Hindernis zu passieren. Selbst die Umleitungsstrecke durch das Hinterland Indiens war verstopft weil es einigen Villagern auf den Keks ging, dass auf einmal so viele Autos durch ihr Dorf fuhren. Also wurde hier auch schnell ein Baumstamm sowie ein paar Steine auf die Straße gelegt. Chaos pur an diesem Tag. Und wofür haben wir das alles auf uns genommen. Klar, damit man uns einen Termin geben kann, an dem wir die Prüfung ablegen können.
Also am 14 März geht’s nun mal wieder mit Motorrädern nach Bangalore und drückt mir die Daumen, dass diesmal alles klappt.
Einen kleinen spontanen Wochenendausflug haben Georg und ich uns aber noch gegönnt. Vom 18. bis zum 20. Februar sind wir für ein paar Tage mit Bikes nach Ooty gefahren. Ooty ist eine ehemalige Hill Station auf ca. 2400m über n.N. gelegen. Und ich sag euch es war so kalt. Sowas sind wir hier nicht mehr gewohnt. Tagsüber haben wir jeden Tag an die 30 Grad und nachts angenehme 22 Grad. Dort durfte ich aber nachts in voller Montur schlafen (Hose, 2x T-shirts, Fleece-Pulli und 2x Decken) Es war echt kalt, aber die warme Dusche am Morgen hat das wieder wettgemacht. Ooty ist landschaftlich sehr schön, es erinnert ein wenig an Deutschland. Nadel- und Mischwälder und dank des vielen Regens ist die Region immer grün. Außerdem ist die Region für ihren Teeanbau bekannt, sodass wir durch wunderschöne Teeplantagen geflitzt sind.
Sowieso war die Erkundung mit dem Motorrad super angenehm. Man war super flexibel und das Serpentinen fahren mit dem Motorrad hat einfach unglaublich viel Spaß gemacht. Das absolute Highlicht was mir bislang auf Indiens Straßen passiert ist, ereignete sich auf der Hinfahrt. Da wir am Freitag erst spät losgekommen sind, sind wir einen Großteil der Strecke im Dunkeln gefahren. Und der Weg nach Ooty führt mitten durch ein Naturreservoir. Georg war schon voraus gefahren und so war ich auf mich allein gestellt. Plötzlich sah ich im Scheinwerferkegel einen riesigen grauen Klotz. Nach dem Anschalten des Fernlichts konnte ich erkenne, was da vor mir los war. Ein Elefant befand sich mitten vor mir auf der Straße und knapperte genüsslich an einem Baum rum. Ich bin aus dem Grinsen nicht mehr rausgekommen. Ich mein, dass hier Affen auf den Straßen rumtanzen, daran hab ich mich gewöhnt, aber ein Elefant? Der absolute Knüller!
P.S. Hier noch was zum Schmunzeln: Sujal hat sich einfach mal meinen Helm geschnappt!