Ihr versinkt in Europa im Schneechaos während wir weiterhin bei angenehmen 26-28 Grad und schönstem Sonnenschein in unsere Weihnachtsferien entlassen werden.

Selbst meine, mir aus Deutschland zugeschickten, Sonnenblumen stehen in voller Blüte.

Aber noch ein kurzer Überblick, was hier während der Vorweihnachtszeit so passiert ist.

Gegen Ende November haben Helmut und ich für die Kinder einen Adventskalender gebastelt.  Jeden Tag bekommen so zwei oder drei Kinder etwas Süßes. Es wurde sich natürlich riesig über die Berge an „choclate“ gefreut, auch wenn die Kinder es lieber gesehen hätten, wenn wir auch noch „german-choclate“ in die Schachteln gepackt hätten. Aber dafür reicht unser Gummibärchen Vorrat leider nicht aus. Witzig war auch, dass die Kinder den Sinn des Adventskalenders zwar nicht  wussten, aber sie konnten sich daran erinnern, dass unsere Vorgänger ihnen auch einen Adventskalender gebastelt haben. Die Kinder unseres Projekts sind zum Großteil hinduistischen Glaubens, Weihnachten wird aber trotzdem jedes Jahr im Projekt gefeiert. Man muss ja schließlich jeden Feiertag mitnehmen.Die Kinder wissen aber nicht wirklich, was es mit dem  Weihnachtsfest auf sich hat. Durch einen Besuch der christlichen Don Bosco Einrichtung, die mit uns zusammen Kannada Weihnachtslieder gesungen hat und unserer Aufklärungsarbeit versuchen wir den Kindern den Sinn des Weihnachtsfests näher zu bringen.

Aber die Vorweihnachtszeit ist hier natürlich nicht dasselbe. Bei diesen Temperaturen kommt einfach nicht die richtige Stimmung auf. Es passt einfach nicht.

Im Projekt ist ansonsten viel neben der regulären Arbeit passiert. Durch einen absoluten Zufall habe ich im Projekt eine Waschmaschine gefunden. Wie es dazu kam, ist genauso spannend. Durch einen indischen Volunteer haben wir eine LKW Ladung Matratzen bekommen. Nur leider haben diese ein anderes Format, sodass wir sie nicht in die Betten der Kinder legen können. Um diese nun vor Umwelteinflüssen zu schützen, sollten die Matratzen erst mal im 1. Stock im Haus des Projektmanagers zwischengelagert werden.  Bei Transport der Matrazen in der Wohnung ist mir dann die Waschmaschine aufgefallen. Ich habe natürlich sofort nachgefragt, warum wir so etwas haben und es nicht genutzt wird? Aber das Problem ist einfach, dass hier niemand weiß wie man eine Waschmaschine bedient!!! Also hat man sie erst mal nur rumstehen lassen. Ich habe sie sofort ausprobiert und gemerkt, dass ein Teil ausgetauscht werden muss. Nachdem der Samsung-Techniker am nächsten Tag kam und das Teil getauscht hat, könnten wir nun ohne Problem unsere Klamotten waschen lassen. Dies wäre eine schöne Zeit- und Arbeitsersparnis im Gegensatz zur mühseligen Handwäsche. Aber unser Chef meint, dass diese Maschine nur zum Waschen für Bettwäsche benutzt werden darf um Stromkosten zu sparen. Schade!

Das nächste Problem ist, dass uns in letzter Zeit ständig die Wasserleitungen um die Ohren fliegen. Ich erklär euch mal kurz wie wir hier an „Fließend-Wasser“ kommen. Sofern Starkstrom zur Verfügung steht (meistens in den frühen Morgenstunden) dürfen wir die Wasserpumpe in Betrieb nehmen. Diese füllt dann die Wassertanks, die sich auf den jeweiligen Gebäuden befinden und somit die höchsten Punkt darstellen.  Unter hohem Druck schießt das Wasser dann zu den einzelnen Waschplätzen. Von diesen Wassertanks haben wir 3 Stück. 2 sind bis vor kurzen nur in Betrieb gewesen. Aber das eigentliche Problem ist der hohe Druck unter dem das Wasser durch die Pipes gedrückt wird. Es ist immer eine Frage der Zeit bis das nächste Rohr platzt und man irgendwo auf dem Rasen die nächste Wasserfontäne sieht. Anfang Dezember hatten wir mit solchen Problemen zu kämpfen. Aber mit Hilfe der Kinder kriegen wir die betroffene Stelle ziemlich schnell freigeschaufelt und dürfen uns dann überlegen, wie wir das Leck stopfen wollen.

2 Tage vor unserer Abreise zum Midyear Camp wurden wir vor eine noch größere Aufgabe gestellt. Der Zulauf von der Wasserpumpe zu einem unserer Wassertanks ist aufgeplatzt, nur leider befindet sich das Leck unter zentimeter-dicken Beton. Aber eine Notfalllösung war schnell gefunden. Der dritte Tank war ja nicht in Benutzung und diesen könnten wir ja reaktivieren. Problem nur, dass es ein 40.000 Liter Tank ist und dieser mit Schmutzwasser voll ist. Nils, der aufgrund eines Projektwechsels gerade bei uns für eine Woche zu Besuch war, und ich haben uns dann dieser arbeitsintensiven Aufgabe gewidmet. Wasser aus dem Tank pumpen, Dreck- und Kalkreste aus dem Tank entfernen, reinigen und letztendlich wieder mit Wasser auffüllen. Nun kann das Projekt diesen Tank endlich wieder nutzen und hat für die nächsten Wochen Wasser. Wir konnten also ruhigen Gewissens aufbrechen in unser Midyear Camp.

Vom 19. Bis 22. Dezember fand dies auf dem Infosys Gelände in Mysore statt. Und ich muss sagen es war einfach unglaublich. Das Infosys Gelände ist eine eigene Stadt in der Stadt. Um hinein zu kommen muss man ein Security-Prozedere  durchlaufen wie am Flughafen. Aber als wir erst mal drin waren, konnten wir es nicht fassen. Es wirkte alles total unreal. Menschenleere Straßen. Dafür war es ordentlich, der Rasen kurzgemäht und man kam sich vor wie in einem Pauschaltourist- Urlaubsresort. Unsere Zimmer waren mit allem erdenklichen Luxus ausgestattet (Federkernmatratzen, Fernseher, Dusche mit heißem Wasser) und das Büfett war der Hammer. Morgens, mittags und abends konnte man so viel essen wie man wollte und die Speisen waren abwechslungsreich und lecker. Die Programmpunkte waren meiner Meinung zu abstrakt gehalten. Es wurde wieder über Themen gesprochen, die evtl. in einem Land mit einer anderen Kultur auftreten können (Missverständnisse aufgrund von Sprachdifferenzen etc.) Der eigentlich interessante Part war der Austausch mit all den anderen Freiwilligen, was sie so erlebt haben. Insgesamt ein sehr angenehmer Aufenthalt, wozu  natürlich auch beigetragen hat, dass wir die Infosys-facilities wie Dampfsaune, Bowling und Wash-Center mitnutzen durften. Nur der Pool wurde leider gerade saniert. Schade, diesen hätten wir gerne ausprobiert. Für die letzten zwei Tage geht es nun noch in ein „wild-life-resort“ nach Bangalore. Danach werden wir in unsere Ferien entlassen. Für uns geht es am 23. Dezember abends weiter Richtung Mangalore und von dort nach Gokarna. Heiligabend wird dieses Jahr also wieder am Strand verbracht. Über Silvester wollen wir nach Goa und nach Neujahr fahren wir für ein paar Tage nach Mumbai.

Auf jeden Fall wünsche ich euch alle ein schönes Weihnachtsfest. Feiert mir gut in den „Heiligabend“. Und für Silvester wünsche ich euch einen guten Rutsch ins Jahr 2011.

Zeitungsartikel

Mein Zeitungsartikel vom 12.12. 2010 in der OV am Sonntag:

Als kleines Adventsspecial durfte ich ein wenig berichten, wie wir hier im Ausland die Adventszeit wahrnehmen.

Um den Artikel in voller Größe anzusehen, bitte einmal auf die Bilddatei klicken.

Es scheint unglaublich aber es ist wahr.  Nach mehr als 3 Monaten bin ich endlich wieder motorisiert.

Letze Woche haben Georg und ich erfolgreich den schriftlichen Teil der Führerscheinprüfung bestanden. Zuvor gab es noch eine bürokratische Hürde zu überwinden, aber Dank Balas Hilfe habe wir auch diese gemeistert. In unseren Unterlagen fehlte der winzige Zusatz „Germany“ und deshalb hätten wir fast nicht an der Prüfung teilnehmen dürfen.

Der Test war dann eigentlich einfach. Er bestand aus 15 Fragen, wovon 10 richtig beantwortet werden mussten. Ein bisschen ins Schwitzen sind wir gekommen als wir bemerkten, dass Fragen dabei waren, die wir noch nie zuvor gesehen haben. Aber mit Logik und letztendlich Raten haben wir den Test erfolgreich bestanden.

Somit konnten wir am Montag unsere „Learners-Licence“ in Empfang nehmen.

Das Wochenende zuvor hatte ich mich dann schon mal nach einer Maschine umgeguckt. Ich wusste, dass es eine Yamaha Enticer werden sollte. Diese Chopper-Cruiser sind in Indien eigentlich wenig verbreitet. Aber durch einen guten Kontakt zu einer Werkstatt wurde mir sofort eine Enticer vorgestellt.

Zusammen mit Nils habe ich das Ding dann zur Probe gefahren und letzendlich gekauft.

Wir sind mit der Maschine sofort zu einem nahegelegenden Park und dort durfte ich dann erstmal Motorradfahren lernen. Unter Nils fachmännischer Anleitung hat es super geklappt und es hat riesig Spaß gemacht. Gegen Abend haben wir die Maschine dann zurück zur Werkstatt gebracht.

Das Bike musste nochmal generalüberholt werden. So funktionerte nur einer der vier Blinker, Brems-, Stand- und Abblendlicht gab es nicht. Der Tank leckte und dadurch war meine Hose nach der Fahrstunde voller Benzin. Außerdem musste die Hinterradbremse neu eingestellt und der Tacho wieder angeschloßen werden.

Nachdem alle Mängel behoben waren, konnte ich die Maschine am Dienstag abholen.

Und nun hieß es nach nur einer Übungsstunde: das erste Mal indischer Verkehr.

Aber ich muss sagen, es hat erstaunlich gut geklappt. Es ist eine völlig andere Art der Fortbewegung und am Anfang ist alles sowas von ungewohnt.  Man macht aber einfach was man will. Eigentlich ist nur wichtig, was  vor einem passiert. Auf Blinker wird sowieso nicht geachtet. Die Hupe ist zu meinem wichtigsten Teil der Maschine geworden. Hinzukommt, dass ich anfänglich noch Probleme mit dem Standgas hatte. Entweder stand ich an der Ampel mit Vollgas oder das Standgas war so niedrig, dass mir die Kiste an jeder Ampel ausgegangen ist. Aber nun ist alles richtig eingestellt.

Es heißt schließlich nicht umsonst: „Wer in Indien fahren kann, kann auf der ganzen Welt fahren…“

Im Projekt hat die Maschine sofort für Aufmerksamkeit gesorgt und so war die erste Amtshandlung das Motorrad zu weihen. Auf all meinen Wegen werde ich nun von den indischen Göttern begleitet.

Ich muss sagen es macht wahnsinnig Spaß damit zu fahren. Jetzt heißt es Fahrpraxis zu sammeln und routiniert mit dem indischen Verkehr umzugehen. In 3 Monaten steht dann der praktische Teil der Führerscheinprüfung an. Aber erstmal bin ich froh, dass ich sagen kann:  Adieu „Warten auf den Bus“,  Adieu „Busfahren“ Es lebe die motorisierte  Unabhängigkeit!